Studer S30
Funktionsweise des Rundschleifens
Beim Rundschleifen fixiert man das Werkstück entweder zwischen zwei Zentren oder in einem Spannfutter, um es anschließend in Rotation zu versetzen. Eine ebenfalls rotierende Schleifscheibe bearbeitet die äußere oder innere zylindrische Oberfläche des Werkstücks. Die Schleifkörner der Schleifscheibe dringen dabei in das Material ein und tragen es in Form feiner Späne ab. Je nach Anforderung lassen sich sowohl äußere (Außenrundschleifen) als auch innere (Innenrundschleifen) Zylinderflächen präzise bearbeiten.
Verfahrenstypen im Rundschleifen
Je nach Werkstück und Bearbeitungsanforderung kommen unterschiedliche Rundschleifverfahren zum Einsatz:
- Außenrundschleifen: Hierbei schleift man die Außenseite eines zylindrischen Werkstücks. Während das Werkstück rotiert, steht die Schleifscheibe in Kontakt mit der äußeren Oberfläche und trägt das Material ab. Dieses Verfahren ist besonders weit verbreitet.
- Innenrundschleifen: Für hohle, zylindrische Werkstücke verwendet man eine kleinere Schleifscheibe, die die innere Oberfläche präzise bearbeitet.
- Spitzenloses Rundschleifen: Hier wird das Werkstück nicht zwischen Spitzen gespannt, sondern frei zwischen zwei rotierenden Scheiben geführt. Dieses Verfahren eignet sich hervorragend für lange, dünne Werkstücke oder Serienfertigungen.
- Einstechschleifen: Bei diesem Verfahren wird die Schleifscheibe senkrecht zur Achse des rotierenden Werkstücks zugestellt, um bestimmte Formen oder Nuten zu erzeugen.
- Durchgangsschleifen: Das Werkstück wird kontinuierlich durch die Schleifzone geführt, während es gleichzeitig rotiert und sich axial bewegt. Besonders für lange Werkstücke mit konstantem Durchmesser ist dieses Verfahren ideal.
Ablauf des Rundschleifens
- Werkstückvorbereitung: Zuerst richtet man das Werkstück zwischen den Spitzen der Schleifmaschine oder in einem Spannfutter aus und setzt es in Rotation.
- Schleifscheibenwahl: Je nach Material des Werkstücks, der gewünschten Oberflächengüte und den Bearbeitungsanforderungen wählt man die passende Schleifscheibe. Übliche Materialien sind Korund, Siliziumkarbid und Diamant.
- Schleifvorgang: Die Schleifscheibe wird in Kontakt mit dem rotierenden Werkstück gebracht. Durch definierte Zustellung und Vorschubbewegungen trägt sie das Material ab, bis der gewünschte Durchmesser und die geforderte Oberflächengüte erreicht sind.
- Kühlung: Um die entstehende Reibungswärme abzuleiten, setzt man ein Kühlschmiermittel ein. Dieses verbessert außerdem die Oberflächengüte und reinigt die Schleifscheibe.
- Finale Inspektion: Nach dem Schleifen wird das Werkstück vermessen, um sicherzustellen, dass es die geforderten Toleranzen und die angestrebte Oberflächengüte erfüllt.
Anwendungsbereich des Rundschleifens
Rundschleifen findet in vielen Industrien Anwendung, besonders dort, wo hochpräzise zylindrische Bauteile benötigt werden:
- Maschinenbau: Hier stellt man Wellen, Bolzen, Spindeln und Lager mit höchster Maßgenauigkeit her.
- Automobilindustrie: Das Schleifen von Kurbelwellen, Nockenwellen und Getriebewellen ist essenziell für die präzise Fertigung.
- Luft- und Raumfahrt: Bei der Herstellung von Triebwerksteilen, Lagerbuchsen und präzisen Achsen setzt man ebenfalls auf Rundschleifen.
- Werkzeug- und Formenbau: Man schleift Einsätze, Führungselemente und rotationssymmetrische Werkzeugteile auf höchste Präzision.
Vorteile des Rundschleifens
- Hohe Präzision: Rundschleifen ermöglicht extrem enge Toleranzen und eine hervorragende Maßgenauigkeit.
- Exzellente Oberflächengüte: Das Verfahren liefert Bauteile mit besonders glatter und gleichmäßiger Oberfläche, was in vielen Anwendungen unverzichtbar ist.
- Bearbeitung harter Materialien: Selbst gehärtete Stähle und andere schwer zerspanbare Werkstoffe lassen sich problemlos bearbeiten.
- Vielseitigkeit: Rundschleifen eignet sich sowohl für die Außen- als auch Innenbearbeitung von Zylinderflächen und bietet somit breite Anwendungsmöglichkeiten.